Gisela Steinlechner 2014 - Textauszug
Der Serientitel
"TRANSPORTABLES" könnte gut auch als Motto an der Tür zu Daniela Gallées Atelier hängen. Ihre Bilder, Objekte und Installationen erkunden häufig Momente eines Übergangs, einer inneren wie äußeren Beweglichkeit und Durchlässigkeit. Und so selbstverständlich, wie die Künstlerin Medien und Materialien in ihren Arbeiten umwidmet und miteinander kombiniert, so offen sind ihre Werke auch gegenüber verschiedenen möglichen Ansichts- und Gebrauchsweisen.
Das Unterwegssein beginnt in Daniela Gallées künstlerischer Werkstatt schon bei der Wahl der Materialien, wenn etwa gebrauchte Wolldecken, chinesische Rollbilder oder am Flohmarkt erstandene alte Drucke zum Einsatz kommen – Dinge, die uns aus nächster Nähe vertraut sind oder auch entrückt genug, um unsere visuelle Neugier zu wecken und verschiedenste Assoziationen in Fluss zu bringen.
Auf der Grundlage von fünf chinesischen Rollbildern entstand die Arbeit
"MURMURATION".
Der Begriff bezeichnet im Englischen die spektakulären Flugformationen der Stare – eine Art von kollektivem Schriftzug, der sich (ähnlich der Tuschemalerei) in fließenden, grauschwarzen Formationen und Schwüngen am Himmel zeigt. Quer über die fünf Bildbahnen von murmuration schlängelt sich ein barockes Spruchband, dessen Form auch an einen Drachen über einem jadegrünen Farbmeer denken lässt. Chinesische Symbolik und westliche Kunsttradition finden so auf ungezwungene Weise zueinander und formieren sich zu einer neuen poetischen Konstellation…..
Solche Art der Verdichtung von Medium und Botschaft, von unterschiedlichen kulturellen Codes und Materialien ist charakteristisch für die künstlerische Herangehensweise Daniela Gallées. Dabei bleibt ihre Bildsprache dennoch der Leichtigkeit verpflichtet, neben dem Verdichten geht es immer auch ums Entschlacken. So entsteht
"MICKEYSAN", ein Mischwesen aus lieblichem östlichen Frauenklischee und westlicher Comics-Ikone. Die schwungvollen, von den markanten Mickeymouse-Ohren inspirierten Bubbles und Kreisel der Übermalung bringen das darunterliegende Frauenbild zum Tanzen und versetzen es in einen Wirbel der Vieldeutigkeit und Vielgestaltigkeit.
Auch in den Zeichnungen und Monotypien ist das Körperliche präsent. Manchmal sind es fragmentierte, aus einem einzelnen Strich heraus entwickelte Figuren, die fast wie Hieroglyphen wirken. Sprechende Körper, mit seltsamen Nähten, Verrenkungen und offenen Enden, denen eine bestimmte Befindlichkeit und leibliche Erfahrung eingeschrieben ist. Durch das Verfahren der Monotypie bekommt der zeichnerische Strich auch selbst etwas Körperhaftes, wird weicher, unregelmäßiger, manchmal ausfransend oder verwischt.
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